Schul- und Berufsbildung für Teenager-Mütter
Kaum ein Land verzeichnet so viele Frühschwangerschaften wie Tansania. Ein Viertel der tansanischen Mädchen wird vor ihrem 18. Altersjahr schwanger. Viele lassen sich unter falschen Versprechen auf einen Mann ein und wissen dabei nicht, wie sie sich vor einer Schwangerschaft und Geschlechtskrankheiten schützen können. Sexualität ist ein grosses Tabuthema in Tansania. Kaum sind die Mädchen schwanger, werden sie oft von den Männern verlassen. Die werdenden Mütter werden zudem von der Schule verwiesen und gesellschaftlich stigmatisiert. Unter diesen Bedingungen ist es ihnen kaum möglich, aus dem Armutskreislauf auszubrechen und ein würdevolles Leben zu führen.
Hintergrundinformation
Tansania, im Osten Afrikas gelegen, gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Auch deshalb gehen viele Mädchen und junge Frauen aus Not sexuelle Beziehungen mit älteren Männern ein, die ihnen finanzielle Versprechungen machen oder vermeintliche Sicherheit bieten. Viel zu oft kommt es aber vor, dass diese Männer nur ein sexuelles Interesse an ihnen haben. Die Notsituation, die Machtlosigkeit und die Hoffnungen der jungen Frauen werden schamlos ausgenutzt. Von Verhütung wissen sie nichts, da dieses Thema zu Hause tabu ist und Sexual- und Gesundheitsbildung innerhalb des tansanischen Ausbildungs- und Schulsystems keinen Platz hat. Im Falle einer Schwangerschaft werden die Mädchen im Stich gelassen. Zudem werden schwangere Mädchen umgehend vom Bildungswesen ausgeschlossen, weil befürchtet wird, dass sie einen negativen Einfluss auf andere Jugendliche haben. Dies auf Anordnung des tansanischen Präsidenten John Magafuli. So fehlen den Teenager-Müttern die Bildung und das Einkommen für eine gesicherte Zukunft. Bittere Armut und gesellschaftliche Diskriminierung sind die Folge.
Das Projekt
Mit dem Projekt unserer Partnerorganisation EBLI leisten wir einen wichtigen Beitrag, um die Anzahl von Frühschwangerschaften und sexuell übertragbaren Krankheiten durch Wissensvermittlung an Schulen und in Jugendklubs zu reduzieren. Ausserdem stärken wir Teenager-Mütter mit Ausbildungsprogrammen und der Förderung ihrer eigenen ökonomischen Initiativen. So können sie für sich und ihre Kinder zerstörerischen Abhängigkeiten entkommen und eine selbstbestimmte Zukunft aufbauen.
Begünstigte
Wir unterstützen jährlich 120 jugendliche Mütter im Alter zwischen 13 und 20 Jahren mit Ausbildungsprogrammen. Circa 1000 Jugendliche erreichen wir jedes Jahr mit unseren Informationsveranstaltungen und weitere 500 in unseren Jugendklubs.
Wieso Jugendliche?
Jugendliche sind nicht mehr Kind genug, um als schützenwert zu gelten. Gleichzeitig sind sie noch nicht erwachsen genug, um gesellschaftlich ernst genommen zu werden. Sie fallen zwischen Stuhl und Bank. Dabei sind sie die Gesellschaft von morgen und haben den Willen Veränderung herbeizuführen. terre des hommes schweiz sieht in der Förderung der Jugendlichen die Chance auf effektive und nachhaltige Lösungen in unseren Projektländern.
Wie wir unsere Ziele erreichen
- Wir vermitteln Wissen über sexuelle Gesundheit, Verhütungsmittel, Schutz vor HIV/Aids und Teenager-Schwangerschaften. Dieses Angebot richtet sich an SchülerInnen und Lehrpersonen, aber auch an Jugendliche ausserhalb von schulischen Strukturen.
- Wir stärken das Bewusstsein für die sexuellen Rechte von Jugendlichen, insbesondere von Mädchen, durch Sensibilisierungsarbeit auf Gemeindeebene und durch Medienpräsenz (TV- und Radioarbeit).
- Wir führen Ausbildungsprogramme für junge Mütter durch (PC-Kurse, betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse, Selbstorganisation).
- Wir begleiten die oft traumatisierten jungen Mütter psychologisch und stärken ihr Selbstvertrauen.
Fortschritte bisher
In der letzten dreijährigen Projektphase haben 360 junge Mütter aus 37 Bezirken die berufliche Ausbildung absolviert. 201 von ihnen haben sich selbstständig gemacht und bestreiten ihr eigenes Einkommen. An den Schulen gibt es 14 Jugendklubs, welche ihr Wissen zum Thema «Sexuelle Gesundheit» an den Schulen weitergeben. Zudem gibt es 10 Jugendklubs ausserhalb von schulischen Strukturen.
Unsere Partnerorganisation
Das Projektteam von EBLI (Education For Better Living Organization) besteht aus Fachpersonen mit juristischem und ökonomischem Hintergrund sowie mit Erfahrung in der Jugendarbeit und -beratung. terre des hommes schweiz unterstützt die Organisation seit 2012.
Dank unserer Partnerorganisation EBLI hat Khadija wieder Mut und Selbstvertrauen gefasst und ihre Stärken erkannt. Im Ausbildungskurs eignete sie sich betriebswirtschaftliches Wissen an und lernte mit einem Computer umgehen.