«Mein Platz ist hier auf dem Land.» 

Junger Bauer aus Brasilien - terre des hommes schweiz

In der von Wasserknappheit geprägten Heimat von Márcio Silva Joares ist Bauer sein eine grosse Herausforderung. Doch der 20-Jährige hat eine klare Vision: Er will auf dem Hof seiner Familie bleiben, ihn an die Folgen des Klimawandels anpassen, von seinen Produkten leben können und gleichzeitig Natur und Gemeinschaft stärken. In unseren praxisnahen Kursen hat er viel über Biodiversität, innovative Anbaumethoden und Vermarktung gelernt. 

Márcio Silva Joares ist stolz auf seine eigenen Setzlinge. Behutsam pflegt er jedes einzelne Pflänzchen in seiner Gärtnerei. «Alle Sorten sind einheimisch und gut an das halbtrockene Klima in meiner Heimat angepasst. Wenn ich sie auf dem Markt verkaufe, kann ich mit dem Einkommen meine Familie unterstützen.» Und gleichzeitig die fortschreitende Wüstenbildung bremsen und etwas für die Regeneration seiner Umwelt beitragen. 

Der heute 20-Jährige lebt mit seiner Mutter in Bom Sucesso auf dem kleinen Stück Land, das der Familie gehört. Seine Geschwister sind bereits weggezogen. Er aber möchte auf dem Hof bleiben, auch wenn das Leben in Bahias Südwesten vor allem von jungen Menschen viel fordert. In der ländlich geprägten Region gibt es kaum Ausbildung, kaum Jobs, die Landflächen der Kleinbäuer*innen sind klein. 

Bewusster Umgang mit den eigenen Ressourcen 

«Wir halten Schweine und Hühner», erzählt der junge Landwirt, «und bauen Gemüse, Bohnen, Mais, Andu – eine Hülsenfrucht –, Maniok, Salat und diverses Obst an.» Diese Trockenfeldkulturen sind landwirtschaftliche Nutzpflanzen, die wenig Wasser brauchen. «Da Regen hier selten ist, können wir einige Pflanzen nur in der kurzen, viermonatigen Regenzeit anbauen», erklärt Márcio. 

Der bewusste Umgang mit dem kostbaren Gut ist daher umso wichtiger. So speichert seit Kurzem eine Zisterne das Wasser, um die Trockenzeit zu überbrücken. Und er hat gelernt, wie Regen- und selbst Grauwasser gesammelt und wiederverwendet wird. 

Im semiariden Osten Brasiliens, in dem auch der Bundesstaat Bahia liegt, ist der Klimawandel besonders stark zu spüren. Geringe Niederschläge lassen die Wüstenbildung voranschreiten. Abholzung, exportorientierte Agrarpolitik, extensive Rinderwirtschaft oder grossflächige Monokulturen verschärfen die Situation. Kleinbauern wie Márcio – die 70 Prozent des einheimischen Bedarfs an Nahrungsmitteln produzieren – spüren diese Veränderungen in ihrem Alltag. Anpassungsstrategien und nachhaltige Anbaumethoden zu kennen, sind deshalb unverzichtbar. 

Nachhaltige Landwirtschaft als Perspektive 

«Schützen wir die Natur, hilft das dem Klima», betont der junge Bauer. «Ich will nicht in die Stadt, nur weil ich nicht mehr von unserem Land leben kann oder mir das Wissen fehlt, das Beste daraus zu machen. Mein Zuhause ist hier.» Eine ökologische Landwirtschaft, die auf die semiaride Region angepasst ist, schafft diese Perspektive: Sie sichert Selbstversorgung, schafft Ernährungssicherheit, ermöglicht zusätzliches Einkommen und mildert zudem die Folgen des Klimawandels. 

Praxisnahe Unterstützung 

Was beim Anbau wichtig ist, wie man welche Pflanzen auswählt und pflegt oder warum Biodiversität wichtig ist, darüber hat der junge Kleinbauer in den Ausbildungskursen unserer Partnerorganisation CEDASB viel erfahren. Aber auch, wie man die Produkte weiterverarbeitet und vermarktet: «Ich habe so einiges über den Klimawandel gelernt, über nachhaltige Land- und Kreislaufwirtschaft. Auch darüber, wie wichtig ökologische Flächen sind und welchen Beitrag junge Landwirt*innen zum Schutz der Natur leisten können. Mir wurde bewusst, dass wir Jungen eine zentrale Rolle beim Schutz unserer Umwelt spielen », fügt er hinzu. Und ergänzt: «Wenn wir junge Menschen keine Perspektiven auf dem Land sehen und abwandern, fehlt es an Bäuer*innen, die unsere Lebensmittel – unweltverträglich – produzieren, mit ihren Setzlingen den Wald aufforsten und so die Wüstenbildung aufhalten.» 

Verarbeitung und Wertschöpfung 

Heute setzt Márcio auf moderne Agroforstsysteme, eine Mischkultur aus einheimischen Bäumen, Tieren und Nutzpflanzen. Auf dem lokalen Wochenmarkt verkauft er seine pestizidfreien Lebensmittel. Sein Bio-Dünger stammt von seinen Tieren, die unter schattigen Bäumen und von pflanzlicher Kost leben – kostenlos. «Das ist gut für Mensch und Umwelt», weiss Márcio. Viele der in Brasilien üblichen, gesundheitsschädlichen Agrochemikalien sind in der Schweiz oder der EU verboten, weil sie nachweislich Umwelt und Grundwasser belasten. 

In der Trockenzeit verarbeitet er seine Ernte. Aus Mais und Maniok entsteht Mehl, aus den Früchten Marmelade, aus Schweinefleisch fertigt er Würste und andere Fleischerzeugnisse. Der Verkauf frischer sowie verarbeiteter Lebensmittel erlaubt es Márcio, das ganze Jahr über ein Einkommen zu erzielen. 

Mit Visionen die Zukunft gestalten 

Seine eigene Gärtnerei ist sein jüngstes Projekt. Mit den Setzlingen fördert er die Biodiversität zu Hause und schafft eine weitere Einnahmequelle. «Ich will, dass meine Gärtnerei gedeiht und wächst. Darum lerne ich ständig weiter.» Márcio hat bereits die nächste Idee. «Ich möchte Imker werden, eigene Bienen züchten.» Diese sollen nicht nur Honig liefern, sondern auch die Bestäubung seiner Felder verbessern und damit die Gemeinde weiter stärken. So baut der 20-Jährige weiter an seiner Zukunft und der seines Zuhauses. 

Erleben Sie im Video Márcio auf seinem Hof.

Jetzt spenden, damit junge Menschen wie Márcio eine Zukunft auf dem Land haben

terre des hommes schweiz unterstützt zusammen mit CEDASB Bäuer*innen im trockenen Südwesten Bahias darin, ihre Nahrungsmittelproduktion und den Umgang mit dem spärlichen Wasser für Bewässerung und Eigengebrauch nachhaltig zu verbessern. Eine Starthilfe wie Saatgut oder Werkzeuge und laufende Beratung ergänzen die praktischen Kurse. So können sie mit Innovation und Engagement ihre kleinen Familienbetriebe an die Folgen des Klimawandels anpassen und langfristig eine lebenswerte Zukunft für sich und ihre Gemeinde gestalten. 

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