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Stefan Studer an seinem Schreibtisch vor einer Regalwand.

Zeit sich auf etwas Neues einzulassen

Informationsverantwortlicher, Programmkoordinator und Geschäftsleiter: In seinen 28 Jahren bei terre des hommes schweiz hat Stefan Studer verschiedene Hüte getragen. Er war unter anderem massgeblich mitverantwortlich, dass sich terre des hommes schweiz vor allem an Jugendliche richtet. Nun bricht für ihn eine neue Zeit an, denn er wurde pensioniert.

“Meine Zeit bei terre des hommes schweiz hat mir viel gegeben. Wir haben wirklich viel bewegen können”, sagt Stefan Studer rückblickend auf seine 28 Arbeitsjahre bei der Organisation. Seit 2008 ist er Co-Geschäftsleiter und Bereichsleiter Inland. Jetzt, acht Jahre später, steht der nächste einschneidende Wechsel bevor. Stefan Studer wird diesen Sommer pensioniert. Damit gehen für ihn ereignis- und wechselreiche Jahre zu Ende in denen er bei terre des hommes schweiz verschiedene Funktionen ausfüllte – als Informationsverantwortlicher, Redaktor der terre des hommes schweiz-Zeitung (1997 bis 2006), Programmkoordinator für Brasilien (1997 bis 2005), Verantwortlicher für den Aufbau der Zusammenarbeit mit Jugendlichen in der Schweiz und Geschäftsleiter.

Informations- und Aufklärungsarbeit
Anfänglich teilte sich Stefan Studer (Medien und Information) mit seinem Vorgänger Ruedi Epple (Zeitung) die Kommunikationsstelle und den Arbeitstisch. Anfangs der 90er-Jahre reiste er in dieser Funktion regelmässig ins südliche Afrika. In der Folge entstanden Dokumentationen und Filme, die unter anderem auch am Schweizer Fernsehen gezeigt wurden, so beispielsweise über die Situation der Frauen Moçambiques nach dem Ende des Bürgerkrieges oder über die Strassenkinder Maputos.

Die Verknüpfung zur Schweiz herstellen
Zugleich setzten sich damals mehrere Schweizer Hilfswerke in ihren Netzwerken mit dem Thema Kinderprostitution auseinander. “Wir wussten, dass es auch in der Schweiz Kinderprostitution gibt, aber niemand redete darüber. Wir sahen da eine Chance, etwas, was in der 3. Welt passiert, mit der Schweiz zu verknüpfen und den Menschen hier näher zu bringen”. So realisierte er in sechsjähriger Arbeit die 1999 veröffentlichte und vielbeachtete Studie Kommerzielle sexuelle Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz und das Buch Verratene Kindheit, das die Geschichte einer betroffenen Schweizerin aufnimmt.

Vergessene Jugend
Parallel zu seiner Arbeit im Medienbereich übernahm Stefan Studer 1997 die Programmkoordination für Brasilien. “Bei den Projekten mit Strassenkindern in Moçambique und Brasilien waren die Jugendlichen als spezielle Gruppe aufgefallen. Wir merkten, dass wir nicht wussten, was eigentlich mit ihnen passiert, wenn sie älter werden.” Die Nachprüfung ergab Erschreckendes: 30 Prozent von ihnen war tot, weitere 30 Prozent lebten wieder in den alten Verhältnissen, die restlichen 40 Prozent waren auf der Flucht oder im Gefängnis. “terre des hommes schweiz erkannte das Potential von Jugendprojekten und die spezifischen Bedürfnisse der Jugendlichen”, so Stefan Studer.

imagine – eine Erfolgsgeschichte
Die endgültige Wende hin zur Konzentration auf die Jugendlichen kam schliesslich im Jahr 2000. Im Rahmen des 40-Jahr-Jubiläums erteilte terre des hommes schweiz Jugendlichen den Auftrag, die Januar-Ausgabe der organisationseigenen Zeitung zum Thema Jugend und Gewalt zu gestalten.Daraus entwickelte sich eine intensive Zusammenarbeit mit Jugendlichen in kleineren Projekten und schliesslich in den folgenden Jahren die bis heute bestehenden Jugendprojekte imagine (2002) und imagine international (2005). Eine Plattform bieten, die Rahmenbedingungen gemeinsam diskutieren, die Begleitung organisieren und dann – machen lassen. “Ich lernte, ihnen zu vertrauen, Verantwortung abzugeben und zu teilen – das war für mich ein entscheidender Lernprozess und hoch spannend.”

Globaler Kontext hat sich stark verändert
terre des hommes schweiz und der globale Kontext haben sich in den letzten 28 Jahren stark verändert. “Als ich anfing waren die Medien noch froh um Informationen, die wir Hilfswerke ihnen liefern konnten, weil sie wenig Möglichkeit hatten, etwas direkt zu erfahren”, erinnert sich Stefan Studer. “Mit der Zeit reichte es aber nicht mehr, im Süden in den Projekten gute Arbeit zu leisten. Wir müssen diese mit den Themen in der Schweiz verknüpfen und sie so den Leuten hier näher bringen.” Das steht rückblickend wie ein Leitgedanke über der Dienstzeit Stefan Studers und war die Basis des kontinuierlichen Aufbaus des Inlandbereiches mit seinen starken, tragfähigen Jugendprojekten.

Ein guter Zeitpunkt zu gehen
Vieles, was er erreichen wollte, habe er erreicht. Für Stefan Studer ein guter Zeitpunkt aufzuhören. Planen und Steuern, wie es die Leitung einer Organisation erfordert, das ist immer auf die Zukunft ausgerichtet und manchmal etwas weit von den Menschen entfernt. “Ich möchte wieder gegenwartsbezogener leben. Ich freue mich auch darauf, wieder mehr Zeit zu haben für mich und meine Musik und mich auf Neues einzulassen.”

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