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«Flüchtlinge brauchen eine Tagesstruktur»

Medienmitteilung – In der schweizerischen Asyl- und Flüchtlingspolitik wird oft heftig gestritten. Die Menschen im Zentrum der Debatte kommen dabei kaum zu Wort. Das will das Erste Schweizer Flüchtlingsparlament ändern. Am 6. Juni findet in Bern die erste Schweizer Flüchtlingssession statt. Jeyani Thiyagaraja aus Basel (Bild vom Februar 2021), Teilnehmerin in einem Projekt für Geflüchtete von terre des hommes schweiz, engagiert sich in der Gesundheits-Kommission des Flüchtlingsparlaments. Sie sagt im Video, welche Anliegen sie mit nach Bern nimmt.

«Normalerweise reden die Leute in der Schweiz über uns Flüchtlinge», sagt Jeyani Thiyagaraja im Video auf Hochdeutsch und Englisch. «Es ist wichtig, dass wir selbst reden, wenn wir mit anderen über uns reden.»

Am 6. Juni nimmt Baslerin aus Sri Lanka als eine von über 70 Geflüchteten aus 19 Kantonen und 15 Ländern der Welt an der ersten Schweizer Flüchtlingssession in Bern teil. Dahinter steckt das Erste Schweizer Flüchtlingsparlament, eine Initiative des National Coalition Building Institute (NCBI) Schweiz. terre des hommes schweiz unterstützt die Netzwerkorganisation, NCBI Schweiz.

«Ich hoffe, dass die Menschen in der Schweiz mehr erfahren über uns und, dass Schweizer Politikerinnen und Politiker mit uns über diese wichtigen Dinge diskutieren und sich für sie einsetzen», sagt Jeyani Thiyagaraja. «Ich hoffe, dass Politikerinnen und Politiker in der Schweiz unsere Anliegen hören und sie unterstützen.»

Jeyani Thiyagaraja wirkt in der Kommission für psychische und medizinische Gesundheit des Ersten Flüchtlingsparlaments mit. «Die Flüchtlingssession ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung», sagt sie. «Wir haben uns organisiert, das ist ein Erfolg.» «Für mich persönlich ist es ein Erfolg, dass ich als Frau mit Fluchthintergrund im Flüchtlingsparlament mitwirke.»

Tagesstrukturen und Dolmetscherdienste

«Ich möchte zwei Themen aus der Gesundheits-Gruppe mit Ihnen teilen», sagt die Basler Flüchtlingsparlamentarierin aus Sri Lanka. «Erstens braucht es Tagesstrukturen für Menschen im Asylprozess und für Menschen mit einem negativen Entscheid.» Dazu gehörten auch Freizeitaktivitäten wie zum Beispiel die gemeinnützige Gartenarbeit oder Workshops in Malen und Zeichnen, erklärt sie. «Wenn Flüchtlinge keine Tagesstruktur haben und im Camp oder im Zimmer sitzen müssen, können sie psychische Probleme bekommen. Eine Tagesstruktur kann solche Probleme verhindern helfen.»

Geflüchtete in der Schweiz sollten unabhängig von ihrem Aufenthaltsstatus die Möglichkeit haben, freiwillig an Aktivitäten teilzunehmen, die ihnen eine Tagesstruktur geben und sie dabei unterstützen, ihre soziale Isolation zu überwinden.

Zweitens brauche es sprachliche Unterstützung bei Gesundheitsabklärungen, sagt sie: «Alles, was im Gesundheitssektor relevant ist für Flüchtlinge, muss wenn möglich übersetzt sein.» Jeyani Thiyagaraja: «Wenn ich zum Beispiel eine schwere Grippe habe und neu bin in der Schweiz, brauche ich eine Dolmetscherin oder einen Dolmetscher. Nur so weiss ich, welche gesundheitlichen Probleme ich habe und, was ich dagegen tun kann.»

Über Jeyani Thiyagaraja und das MePower-Projekt

Jeyani Thiyagaraja machte in Sri Lanka einen Bachelor in Soziologie und arbeitete an einem internationalen Forschungsinstitut. Sie kam alleine in die Schweiz, seit einem Jahr hat sie den anerkannten Flüchtlingsstatus.

Jeyani Thiyagaraja beteiligt sich im Projekt MePower von terre des hommes schweiz für junge Menschen mit Fluchthintergrund. Dazu gehören ein monatlicher Stammtisch unter jungen Migrant*innen und zwei mehrtägige Workshops im Jahr, in den Sommerferien und zwischen Weihnachten und Neujahr. «Wir kommen alle von einem anderen Ort und haben unsere eigenen Werte und Vorstellungen», erzählt sie. «Trotzdem spüre ich einen enormen Respekt unter uns. MePower macht mich selbstbewusster. Ich habe wichtige Freundschaften geschlossen und kann meine Persönlichkeit in einem sicheren Rahmen weiterentwickeln.»

«Frauen ermutigen»

Jeyani Thiyagaraja, Flüchtlingsparlamentarierin aus Basel, sagt: «Ich weiss, dass ich die Welt nicht allein verändern kann. Doch ich will mit all meinen Mitteln für soziale Gerechtigkeit einstehen und vor allem Frauen ermutigen, ihre Anliegen auszusprechen. Ich will weiterhin mutig sein und als gutes Vorbild andere Menschen dazu befähigen, das zu sagen, was ihnen wichtig ist.»


Links:
Videostatement Jeyani Thiyagaraja: https://youtu.be/uhAVN2kyyO0

MePower und das Thema Migration bei terre des hommes schweiz: https://terredeshommesschweiz.ch/migration

Externe Links:
NCBI Schweiz: https://www.ncbi.ch/de/
Livestream Flüchtlingsession: Sonntag, 6. Juni 2021, ab 13.30 Uhr auf der Facebook-Seite von NCBI Schweiz und via: https://diaspora-tv.ch

Auskunft:
Flüchtlingssession: NCBI Schweiz, Ron Halbright, ncbiron@sunrise.ch, +41 76 490 10 50
Thema Migration und das MePower-Projekt von terre des hommes schweiz: Sylvia Valentin, Entwicklungspolitische Kampagnen, sylvia.valentin@terredeshommes.ch, +41 79 663 06 72

Medienkontakt:
Anna Wegelin, Medien und Kommunikation, +41 76 588 30 06, anna.wegelin@terredeshommes.ch

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