fbpx
Suche

Ukraine: Migration und Friedenskultur in Zeiten des Krieges

Zehn Millionen Menschen, beinahe ein Viertel der ukrainischen Bevölkerung, sind auf der Flucht,  weitere hunderttausende werden folgen. Die Solidarität, die die Flüchtlinge erleben, ist riesig. Europäische Kooperation mit dem Ziel, Geflüchtete aufzunehmen, ist plötzlich möglich, in der Schweiz wird der Schutzstatus S aktiviert.  Eine Einordnung aus unserer Sicht in einer Zeit der sich überschlagenden Ereignisse.

Bewaffnete Konflikte, Gewalt und Armut sind Hauptgründe, wieso Menschen fliehen. Dass diese nun nicht alleine aus Syrien oder Eritrea in die Schweiz fliehen, sondern aus einem europäischen Land, ist eine Gelegenheit, vorsichtiger damit zu sein, zwischen «echten» und «nicht-echten», zwischen politischen und «Wirtschaftsflüchtlingen» zu unterscheiden. Hoffen wir und setzen wir uns dafür ein, dass die Solidarität mit Geflüchteten anhält und auch für Menschen gilt, die aus anderen Regionen der Welt geflohen sind.

Nachdem die ersten Grundbedürfnisse wie Sicherheit, Unterkunft und Nahrung sichergestellt sind, wird es darum gehen, diese Menschen psychologisch und psychosozial zu unterstützen, ihnen eine sinnvolle Tagesstruktur und manchen von ihnen eine langfristige Zukunft in der Schweiz zu ermöglichen. Auf die Wichtigkeit, Geflüchteten ein langfristig menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, machten diesen Monat über 500 medizinische und psychotherapeutische Fachpersonen in einem von terre des hommes schweiz mit-initiierten Offenen Brief an Politik und Behörden aufmerksam.

Denkanstösse aus der Sicht der Friedenskultur

Dieser jüngste Krieg in Europa führt uns in aller Deutlichkeit das unsägliche Leid, die sinnlose Zerstörung und Brutalität bewaffneter Konflikte vor Augen. terre des hommes schweiz setzt sich in Kolumbien, Brasilien und El Salvador für Friedenskultur ein. Die Solidarität mit allen von Gewalt und Krieg Betroffenen steht für uns an erster Stelle.

Der Krieg gegen die Ukraine ist eine politische und humanitäre Katastrophe für ganz Europa, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Werte Gewaltfreiheit und Frieden sind grundlegend für unsere Arbeit. Die Konfrontation mit Gewalt und Krieg zwingt dabei immer wieder zur Selbstreflexion und führt zu schwerwiegenden Dilemmata. In dem extrem komplexen Abwägungsprozess zwischen dem Wert Gewaltfreiheit und dem Recht auf Selbstverteidigung muten wir uns keine einfachen Antworten zu.

Dort hinsehen, wo es weh tut

Doch gerade angesichts kriegerischer Gewalt gilt es Standpunkte zu differenzieren  und gewaltfreie Alternativen stärker sichtbar zu machen. Einfache Reflexe des Wettrüstens sind keine Lösung für die komplexen sicherheits- und friedenspolitischen Herausforderungen unserer Zeit.

Ein wichtiges Grundprinzip von Friedenskultur ist die Fähigkeit zu Perspektivenwechsel und Selbstkritik. Der brutale Angriffskrieg macht sichtbar, dass die Schweizer Politik hinsichtlich der engen wirtschaftlichen Beziehungen zum Putin Regime zu lange die Augen verschlossen hat. Kriterien von Demokratie und Menschenrechten haben zu wenig Gewicht in wirtschaftlichen Beziehungen. Nun muss sich die Schweiz mit der schmerzhaften Erkenntnis konfrontieren: Zu lange profitierte sie von korrupten Oligarchen und dem russischen Rohstoffhandel und ermöglichte die Geschäfte des autoritären Regimes.

Trotz allem – Zeichen der Hoffnung

Es macht Hoffnung, zu sehen, wie weltweit Millionen Menschen für den Frieden auf die Strasse gehen und auch in der Schweiz sich zehntausende in Friedensdemonstrationen mobilisieren. Sie machen ihrer Ohnmacht und Entsetzen Luft und sie zeigen wie Grundwerte von Demokratie und Frieden die Menschen zu einen vermögen. Die immense Solidarität für die Geflüchteten ist ein klares Zeichen, dass die Werte von Menschlichkeit tief verankert sind und uns als Zivilgesellschaft handlungsfähig machen.

Aktiv gegen die Ohnmacht

Junge Menschen mit Fluchthintergrund haben in der Schweiz viel zu bewältigen. Mangelnde Beschäftigung aufgrund ihres Aufenthaltsstatus, existenzielle Zukunftsängste und die Trennung von der Familie fördert die Negativspirale der Gedanken.

Im Projekt «MePower» arbeiten wir seit 2019 aktiv mit Betroffenen in Basel. Während den Workshops und Treffen werden sich die Jugendlichen bewusst, welche Stärken und Fähigkeiten sie haben, anstatt auf Probleme zu fokussieren. Ausserdem lernen sie die zentralen Prozesse und Anlaufstellen rund um das Schweizerische Asylsystem kennen.

Damit schaffen wir ein dringend gebrauchtes Angebot im Bereich psychosoziale Unterstützung für Flüchtlinge. Es geht um Themen wie Isolation, Orientierungslosigkeit oder die Konfrontation mit Vorurteilen und Ausgrenzung.

Basierend auf dieser mehrjährigen Projektarbeit erarbeiten wir für Jugendliche aus der Ukraine aktuell ein Programm, welches auf ihre spezifischen Bedürfnisse angepasst ist. Mit einer Spende können Sie das Projekt «MePower» gezielt unterstützen. Herzlichen Dank!

Nach oben blättern