fbpx
Suche
Eine-junge-Frau-auf-einem-Feld-hält-eine-Pflanze-in-ihrer-Hand.

Zukunft für junge Menschen auf dem Land

Der jahrzehntelange bewaffnete Konflikt in Kolumbien hat tiefe Spuren in der Bevölkerung hinterlassen. Der Alltag war lange von Gewalt geprägt, Menschen wurden vertrieben und bäuerliche Gemeinschaften zerstört. Auch die Familie der 23-jährigen Bäuerin Luz Dey Aguirre musste fliehen. Doch ihre Geschichte macht Hoffnung und zeigt, dass auch auf dem Land eine würdevolle Zukunft möglich ist. 

Luz Dey Aguirre blickt auf die üppigen grünen Wälder, klaren Flüsse und sanften Hängen rund um ihr Dorf El Silencio (Anm. d. Red. «Die Stille»). Hier im ländlichen Teil des Departements Antioquia im Nordwesten Kolumbiens scheint die Welt in Ordnung. Doch die Geschichte von Luz Dey Aguirre beginnt nicht in dieser idyllischen Umgebung. Als Kind musste ihre Familie vor den gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Regierung und paramilitärischen Gruppen fliehen. Luz Dey Aguirre, ihre Eltern, ihre zwei Schwestern und zwei Brüder haben im kleinen Weiler El Silencio eine neue Heimat gefunden. Die Familie bewirtschaftet ihr eigenes Feld und betreibt eine Fischzucht. Neben dem Anbau von Bananen, Maniok, Mais und Bohnen produzieren sie auch Kaffee. Da aber der Kaffeepreis und die Kosten für Düngemittel stark schwanken, reicht das Einkommen nicht immer. 

Jugendtreffen und Filmabende 

Luz Dey Aguirre ging schon als Kind an die Treffen unserer Partnerorganisation ACA (Asociación Campesina de Antioquia). «Ich ging mit meinen Freund*innen hin und fühlte mich gleich wohl. Die Filmabende für die ganze Gemeinde, welche ACA bis heute organisiert, sind für mich nach wie vor wichtige Termine.» Die obligatorische Schulzeit konnte Luz Dey Aguirre in Nachbardörfern besuchen, für das Gymnasium musste sie aber zu Verwandten ziehen in die Hauptstadt des Bezirks, Argelia de María. Da es auf dem Land für junge Menschen kaum Einkommensmöglichkeiten gibt, kehren viele nach der Schulzeit nicht in ihre Dörfer zurück, sondern bleiben in der Stadt. Einige von ihnen kommen mit Drogen in Kontakt, beginnen selbst zu konsumieren, werden – ob freiwillig oder unter Druck – für den Drogenhandel rekrutiert. Wiederum andere sehen keine andere Möglichkeit, als sich zu prostituieren. 

Perspektiven auf dem Land schaffen 

Unsere Partnerorganisation ACA engagiert sich seit 2009 für die Verbesserung der Perspektiven für Jugendliche und junge Erwachsene im östlichen, ruralen Teil des Departements Antioquia. Diese Region war mehr als andere von Gewalt und schweren bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Regierung und FARC-Gruppierungen betroffen. Als Folge davon zogen unzählige Menschen in die Städte. Dadurch ging aber vielerorts die bäuerliche Identität verloren und Gemeinschaften brachen auseinander. Aus diesem Grund bildet ACA in zwölf Dörfern 220 junge Bäuer*innen in traditionellen und biologischen Anbaumethoden aus. Sie lernen unter anderem Gemüsegärten und Fischteiche anzulegen, Geflügelzucht zu betreiben und Kräuter anzubauen. Dies sichert nicht nur die Existenz der jungen Menschen und ihrer Familien, sondern bewahrt auch das kleinbäuerliche traditionelle Wissen. Die Produkte werden regional vermarktet, ein Teil ist für den Eigenbedarf bestimmt. 

Von der Schulbank zum Gemüsegarten 

«Nach der Matura zog ich zurück zu meiner Familie nach El Silencio. Bald nahm ich am Ausbildungskurs für ökologische Landwirtschaft von ACA teil. Ich wollte mehr wissen über die ökologische Landwirtschaft, die Rechte von Bäuer*innen, Kunsthandwerk und traditionelle kolumbianische Tänze. Gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen von ACA und anderen Jugendlichen im Dorf haben wir viele Gemüsegärten angelegt und Fischzuchten aufgebaut. Heute bin ich Landjugendberaterin und kann mein Wissen über die ökologischen Landwirtschaft und die bäuerliche Kultur mit anderen Jugendlichen der ganzen Region teilen. Das gibt mir ein gutes Gefühl.»  

Luz Dey Aguirre erzählt, dass sich ihre Sicht auf das Leben verändert hat. «Viele gehen davon aus, dass auf dem Land keine lebenswerte Zukunft möglich ist. Ich und viele andere Jugendliche sind der Beweis dafür, dass das nicht so ist. Ich bin gerne Bäuerin und Vorbild für die jüngeren Kursteilnehmer*innen.» 

Die Zukunft mitgestalten 

Neben ihrer Tätigkeit als Bäuerin und Beraterin ist Luz Dey Aguirre auch Mitglied im Jugendrat ihrer Gemeinde. Sie nehmen sich Jugendfragen an, stärken Jugendprozesse und stellen Projekte vor, um finanzielle Unterstützung zu erhalten. Am Anfang erhielten sie nur wenig Unterstützung vom Bürgermeisteramt. Das hat sich geändert, seitdem der Jugendrat von El Silencio 2022 als bester kommunaler Jugendrat im Departement Antioquia ausgezeichnet wurde. «Darauf bin ich sehr stolz. Ich sehe es als meine Pflicht, dass ich mich im Jugendrat engagiere, damit die Landjugend nicht vergessen wird.»  

Auf die Frage, was sich Luz Dey Aguirre für die Zukunft wünscht, überlegt sie kurz: «Mein Wunsch ist, dass wir mit dem Verkauf unserer Produkte unseren Lebensunterhalt vollständig selbst verdienen können und sich dadurch unsere Lebensbedingungen weiter verbessern.» Damit sich das erfüllt, hat sie einen Plan: Sie möchte Heilpflanzen anbauen und verkaufen. Unsere Partnerorganisation ACA unterstützt sie dabei mit einer Ausbildung und fachlicher Begleitung. 

Nachhaltige Lebensgrundlagen

Junge Menschen aus ländlichen Gegenden wie zum Beispiel Luz Dey Aguirre haben es besonders schwer, ihren Traum von einem besseren Leben zu verwirklichen. Sie wohnen in Regionen, die überdurchschnittlich stark von Konflikten oder den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Wir arbeiten mit lokalen Partnerorganisationen in Afrika und Lateinamerika zusammen, die jungen Menschen den Zugang zu einer beruflichen Ausbildung ermöglichen. Gemeinsam unterstützen wir benachteiligte Jugendliche beim Aufbau ihres Kleinunternehmens in nachhaltiger Landwirtschaft, mit dem sie ein Einkommen erzielen können. Dadurch verbessern sich ihre Lebensbedingungen.

Mit Ihrer Spende schaffen Sie Perspektiven für Jugendliche. Sie ermöglicht nicht nur den Zugang zu Bildung und beruflicher Entwicklung, sondern fördert auch den Aufbau nachhaltiger landwirtschaftlicher Projekte. Gemeinsam schaffen wir eine positive Veränderung. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.

Nach oben blättern