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Ein würdevolles Leben dank nachhaltiger Bildung

Viele Menschen in Mosambik leiden unter extremer Armut und den Folgen von Naturkatastrophen. Zyklone, Überschwemmungen und Dürren haben in den vergangenen Jahren stark zugenommen. In unserem Projekt vermitteln wir jungen Menschen Wissen zu umweltschonender, agroökologischer Landwirtschaft. Damit sichern sie auch ihre Existenz. Ein Erfahrungsbericht unseres Programmkoordinator Mosambiks, Hafid Derbal.

Im Mai 2023 hatte ich die Gelegenheit, das Projekt zu besuchen, das wir gemeinsam mit unserer Partnerorganisation NANA in Sambesia, einer Provinz im Norden Mosambiks, umsetzen. Dort unterstützen wir Jungbäuer*innen im Umland der ländlichen Stadt Mocuba. Während meines Besuchs traf ich beeindruckende Menschen, darunter Margarida Rafael, eine 20-jährige Bäuerin. Margarida hat von den Weiterbildungen in Anbau und Viehzucht profitiert. In einem Land wie Mosambik, das zu den ärmsten der Welt gehört, sind solche Angebote entscheidend, um Jugendliche aus der Armutsspirale zu befreien.

Margarida lebt mit ihren zwei Kindern (10 Monate und 3 Jahre) in Lissava, einer kleinen ländlichen Gemeinde, zwei Stunden Fußweg von Mocuba entfernt. Wie viele andere junge Mosambikanerinnen muss auch Margarida für ihre Kinder allein aufkommen. Der Vater ist kurz nach der Geburt des zweiten Kindes verschwunden. Sie wohnt mit ihrer Mutter, zwei Geschwistern und ihren zwei Kindern zusammen. «Vor einigen Jahren ist mein Onkel gestorben. Das war sehr schwierig, weil wir von seinem Geld lebten.» So wie Margaridas Familie leben viele Familien in Mosambik von einem einzigen Gehalt. Zwei Drittel der Mosambikanerinnen verdienen knapp zwei Dollar am Tag. Margaridas Onkel gehörte zu den wenigen, die ein formelles Einkommen hatten und wie üblich in Mosambik, versorgte er nicht nur seinen Haushalt, sondern auch den seiner Schwester. Margaridas Onkel finanzierte auch die Ausbildung von Margarida zur Krankenschwester. Als er starb, musste sie diese abbrechen und Feldarbeit verrichten.

Zunehmende Klimakatastrophen

Nach wie vor spielt die Landwirtschaft eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung und die Armutsbekämpfung in Mosambik. Die landwirtschaftliche Produktion erfolgt hauptsächlich im Familiensektor für Kleinproduzent*innen mit arbeitsintensiven Technologien auf kleinen Höfen mit schwacher Anbindung zu den Märkten. Besonders verheerend in einem solchen Kontext ist die Klimakrise, da Mosambik das am stärksten vom Klimawandel betroffene Land weltweit ist, vor allem die Anzahl der tropischen Wirbelstürme macht sich massiv bemerkbar.

Das weiß auch Jorge Manuel Cardoso, der Direktor unserer Partnerorganisation NANA. «In den letzten Jahren häufen sich die Klimakatastrophen. Entweder bringen die Zyklone zu viel Regen und zerstörerische Winde oder es bleibt zu lange trocken. Darum ist es wichtig, junge Bäuer*innen mit dem nötigen Wissen auszustatten, damit sie entsprechend anbauen und ihre Felder so gut es geht schützen.»

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«Ich verdiene rund 15 Dollar pro Woche und finanziere damit das Leben meiner beiden Kinder, Geschwister und Tante. Wir leiden keinen Hunger mehr und ernähren uns von unserem eigenen Gemüse.» Foto: Hafid Derbal

Obwohl Zyklone am Indischen Ozean zum Wetterbild gehören, haben sich die Frequenz und Stärke in den letzten Jahren deutlich erhöht. Ein Großteil Mosambiks liegt im Flachland und Zyklone fegen meist mit voller Kraft ins Landesinnere. Als ich Lissava besuchte, waren die Zeichen der Verwüstung von Feldern und Häusern vom Zyklon Freddy von März 2023 noch deutlich zu sehen. Und obwohl die Ursachen für den Klimawandel nicht in Mosambik zu finden sind, müssen die Menschen die Folgen voll auffangen. So auch Margarida und ihre Familie: «Unsere gesamte Ernte ist vor zwei Monaten verloren gegangen. Zwar steht unser Zuhause noch und meinen Kindern geht es gut, aber es war schwierig an sauberes Wasser und Nahrung zu kommen. Zum Glück waren die Leute von NANA da.» Die gute Vernetzung in den Gemeinden kommt unserer Partnerorganisation sehr zugute, denn die Organisation arbeitet seit 1998 in Sambesia und genießt das Vertrauen der Menschen und Behörden. Das hilft, in Krisensituationen schnell und gezielt zu reagieren. Für Jeremias Gabriel Benjamim, Agrarökonom und Projektverantwortlicher von NANA, muss die Arbeit weit darüber hinausgehen und die Resilienz junger Menschen stärken: «Die Menschen hier sind meist schlecht vorbereitet auf die Stärke und Häufigkeit von Klimakatastrophen. Sie haben nicht genug Vorräte und auch keine Ersparnisse. Staatliche Absicherung ist kaum vorhanden. In diesem Kontext ist es wichtig, junge Menschen mit klimafreundlichen Anbaumethoden vertraut zu machen, aber auch sie besser auf Krisen vorzubereiten.»

Weiterbildungen, Saatgut, Coaching

Deshalb helfen wir nicht nur im Nachhinein, das Leid der Menschen zu lindern. Wir bieten mit unserer Arbeit auch Weiterbildungen zu agrarökologischen Anbau- und Düngemethoden, verteilen Saatgut und führen Coachings durch. Gemeinsam mit den Jungbäuer*innen werden Marktanalysen gemacht, um den Gewinn aus dem Anbau rentabel zu machen. Auch Margarida konnte so ihre Einkünfte deutlich steigern: «Ich kann jetzt dreimal pro Woche meine Ernte auf dem Markt verkaufen. Am beliebtesten sind Rande, Reis, Bohnen, Mais, Erdnüsse und vieles mehr. Ich verdiene etwa 15 US-Dollar pro Verkauf. Ein Teil der Ernte essen wir selbst. Ich helfe mit meinem Verdienst auch meiner Mutter und meinen Geschwistern.»

Im Fokus: Rechte von Frauen

Weil junge Frauen in Mosambik mit der Chancenungleichheit zu kämpfen haben, erhält dieses Thema ein besonderes Gewicht. Elisia Francisco Suriar, Agrarökonomin und Genderverantwortliche bei NANA, sagt: «Mädchen und Frauen sind hier besonders von Armut betroffen. Frauen sind in ihrem Zugang zu Land und anderen natürlichen Reichtümern benachteiligt. Obwohl nationale Gesetze besagen, dass Frauen und Männer den gleichen Zugang zu Land haben, können Frauen wegen gewohnheitsrechtlicher Systeme zur Regelung von Landnutzungsrechten nur durch einen männlichen Verwandten zu Land kommen.» Darüber hinaus ist der Zugang zu Krediten für Kleinbäuer*innen ein großes Problem. Die daraus resultierenden niedrigen Einkommen gefährden nicht nur die Ernährungssicherheit der Familien, sondern schmälern auch die Bildungsperspektiven und schaffen damit einen Teufelskreis der Armut. Genau diesen Kreis versuchen wir mit den Angeboten für junge Menschen zu brechen.

Margarida hat große Pläne: «Ich möchte meine Ausbildung als Krankenpflegerin wieder aufnehmen. Das wird noch etwas dauern, aber dadurch, dass ich jetzt meine Einnahmen besser voraussehen kann, habe ich einen Plan, wie ich in einigen Jahren dahin komme. Die nächste Krise kommt bestimmt, aber ich bin jetzt vorbereitet.»

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