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Jugendlicher Beitrag für den Umweltschutz

In Brasilien klafft die Schere zwischen Arm und Reich weit auseinander. Im Bundesstaat Paraíba im Nordosten des Landes ist die Lage für Jugendliche aus Kleinbauernfamilien desolat. Unsere Partnerorganisation ASPTA unterstützt sie dabei, sich ein würdevolles Leben in der Heimat aufzubauen. 

Rafaela de Azevedo Teófilos Leben nahm eine besondere Wendung, als sie bei einem Wettbewerb das richtige Los zog. An einem Anlass unserer Partnerorganisation wurde die 18-Jährige überrascht: Sie gewann ein Morada Nova-Schaf. «Ich hätte nie geahnt, wie sehr mir das Tier heute ans Herz gewachsen ist», sagt die junge Frau. Sie entschloss sich dazu, das Schaf zu behalten, von nun an Tiere zu züchten und Verantwortung zu übernehmen: «Ich habe angefangen, ein Tier aufzuziehen, das wirklich meins war. Dann habe ich an mehreren Schulungen teilgenommen, um mehr über Tiergesundheit und Tierhaltung zu erfahren». Sie ist sichtlich erfüllt von ihrer neuen Beschäftigung, und wenn der Tag anbricht, schaut sie jeden Morgen sofort nach den Schafen. Rafaela lebt zusammen mit ihren Eltern, zwei Brüdern und einer Nichte in ihrem Haus, ihre Mutter und ihr Vater arbeiten als Landwirte. «Wir produzieren drei Arten von Bohnen, Mais, Kürbisse und auch Hirse, die wir zur Herstellung des Tierfutters in der trockenen Jahreszeit verwenden. Aktuell züchten wir Hühner, Schafe und auch Rinder.» Mit ihrer eigenen Schafzucht trägt Rafaela zum Wohl der Familie bei. Sie kümmert sich selbstständig um ihre Tiere, füttert und versorgt sie, bringt die Schafe auf die Weide und in den Stall. Ihr Traum ist es, sich noch intensiver der Tierhaltung zu widmen: «Ich möchte meinen Weg in der Rafaela trägt mit ihrer Schafzucht zum Wohl der Familie bei. Landwirtschaft fortsetzen, weil es das ist, was ich gerne tue», sagt Rafaela freudig. Und sie ist noch heute dankbar für das Los, das sie gezogen hat.  

Ein würdevolles Leben 

Dank unserer Partnerorganisation ASPTA und den Ausbildungsprogrammen können sich Jugendliche wie Rafaela ein würdevolles Leben in der Heimat aufbauen. In Jugendorganisationen von ASPTA eignen sich die jungen Frauen und Männer Kenntnisse im umweltschonenden, wirtschaftlich einträglichen Landbau an und lernen, ihre Produkte gewinnbringend zu verkaufen. Sie unterstützen sich gegenseitig bei ihren Vorhaben. Auf diese Weise werden sie in ihrer kleinbäuerlichen Identität gestärkt und ermutigt, als Akteur*innen ihre Zukunft und die regionale Politik aktiv mitzugestalten. Ein weiteres Beispiel ist Herick Menezes do Nascimento, der sich in seinem Alltag im familiären Landwirtschaftsbetrieb engagiert. Zusammen mit seiner Mutter pflanzt der 20-Jährige Mais, Bohnen, Zierpflanzen, Obstbäume und einheimische Pflanzen an. «Alles, was wir auf dem Grundstück mit meiner Mutter produzieren, ist für den Familienverbrauch bestimmt», sagt Herick. Er hat seinen Vater verloren, als er drei Jahre alt war und lebt heute alleine mit seiner Mutter, nachdem seine Schwester nach Rio de Janeiro gezogen ist. «Wir leben von der Rente meines Vaters und unserem Einkommen aus der Landwirtschaft. Daneben habe ich auch noch ein kleines Einkommen aus der Produkion von Setzlingen, die ich in der Gärtnerei verkaufe.» 

Gemeinsam mit anderen Jugendlichen 

 Besonders gefällt Herick die kollektive Arbeit innerhalb der Gärtnerei: «Ich arbeite dort gemeinsam mit anderen jungen Kleinbäuer*innen. Wir pflanzen Gemüse an und verteilen die Aufgaben unter uns. Jeden Tag ist eine*r von uns für die Pflege der Pflanzen verantwortlich. Als Gruppe verkaufen wir die Setzlinge und haben so als junge Landwirt*innen ein kleines eigenes Einkommen.» Aufgrund seiner Arbeit hat Herick heute einen ganz anderen Blick auf die Umwelt als zuvor. Seitdem er sich einer Kooperative junger Kleinbäuer*innen im Bundesstaat Paraíba angeschlossen hat, fühlt er sich richtig gut. «Wir sind politisch aktiv, denn die Klimapolitik von heute bestimmt die Zukunftsaussichten der jungen Generation. Gemeinsam trotzen wir der Macht von Agrarkonzernen und deren Monokulturen. Wir setzen auf die ökologische Landwirtschaft und verzichten auf Pestizide. Unsere gesunden Lebensmittel und Setzlinge benötigen wir für die eigene Versorgung oder verkaufen sie. Dadurch haben wir auch ein Einkommen.» Junge Kleinbäuer*innen wie Herick leisten einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung und zu Umwelt- und Klimaschutz. Sein grösster Wunsch ist es, sich weiter zu qualifizieren, um die Produktion von Setzlingen zu professionalisieren. Vor allem aber möchte er mit der Gruppe von gleichgesinnten und engagierten Jugendlichen weiterarbeiten und sich für eine umweltbewusstere Welt einsetzen. Dayane das Dores Monteiro de Araújo konnte sich erst keine Zukunft auf dem Land vorstellen. Heute lebt sie als junge Bäuerin zusammen mit ihrem Mann auf dem Land in Esperança. Sie ist 22 Jahre alt und seit zwei Jahren verheiratet. Ihr Mann und sie leben von der Landwirtschaft, produzieren Mais, Bohnen, Favabohnen und Baumwolle. Beide verkaufen auch das Vieh, das sie gemeinsam züchten. Dayane ist seit 2018 in der lokalen Jugendbewegung aktiv und bis heute dort engagiert. «Bevor ich die Jugendbewegung hier auf dem Land kannte, dachte ich immer, ich müsse in die Stadt gehen, um meine Zukunft zu sichern. Heute aber weiss ich, dass ich auch gut auf dem Land leben kann. Die Jugendbewegung ist daher von grosser Bedeutung für mich.»  

Eine Existenz in der Heimat  

Einer der Höhepunkte des Jugendprojekts ist der Solidaritätsfonds, in dem sie sich derzeit engagiert und die Jugend- und Frauengruppen koordiniert. «Mein grösster Wunsch für die Zukunft ist, das Gelände um unser Haus zu vergrössern und einen Hühnerstall mit Maschendraht zu bauen.» Dies ist notwendig, da ihre Hühner bereits von Raubtieren wie Füchsen angegriffen wurden. Auf ihrem Grundstück gibt es einen Mangel an Wasserressourcen, daher wünscht sie sich für die Zukunft zudem eine Zisterne mit 16000 Litern Inhalt, um den Bedarf ihrer Familie zu decken. Dayane ist voller Hoffnung und dankbar dafür, dass sie auf ihrem Land zusammen mit ihrem Mann für das Einkommen ihrer Familie sorgen kann.  


Autorin: Valerie Wendenburg, Medien und Kommunikation bei terre des hommes schweiz 

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