Gemeinsam mit ihren Partnerorganisationen setzt sich terre des hommes schweiz in mehreren Ländern für eine nachhaltige und ökologische Landwirtschaft ein. Eine neue Studie aus Brasilien zeigt zudem: Agroforst-Systeme, die terre des hommes schweiz unterstützt, mindern die Auswirkungen des Klimawandels.
Larissa Silva de Oliveira ist Bäuerin in Brasilien. Die 19-Jährige hat sich anfangs geschämt für ihre Tätigkeit, jetzt ist sie sichtlich stolz darauf. «Früher hatte ich eine vorgefasste Meinung und schämte mich, Bäuerin zu sein. Heute bin ich stolz darauf, da ich meine eigene Chefin bin», erzählt sie im Interview. Larissa Silva de Oliveira hat den elterlichen Hof im trockenen, ländlichen Nordosten Brasiliens auf nachhaltige Agroforstwirtschaft umgestellt – die bewusste Einbindung von Bäumen und Sträuchern in der Landwirtschaft. Indem sie Acker- und Weideland mit Bäumen mischt, erhöht sie die Biodiversität und macht die Felder resistenter gegen den Klimawandel. Seit der Umstellung wirft der Betrieb wieder Gewinn ab und finanziert den Lebensunterhalt ihrer Familie.
Gegen Hunger und Klimakrise
Larissa Silva de Oliveira ist kein Einzelfall. Gemeinsam mit der 1993 gegründeten Partnerorganisation Centro Sabiá setzt sich terre des hommes schweiz in Brasilien dafür ein, durch nachhaltige, agroökologische Landwirtschaft den Hunger und die Klimakrise zu bekämpfen. Mehreren hundert Jugendlichen bietet das Centro Sabiá konkrete Alternativen an, so dass sie sich mit ökologischer Landwirtschaft Zukunftsperspektiven erarbeiten und selbst aktiv zur Entwicklung ihrer Dörfer beitragen können. Mittels fachlicher Beratung und Begleitung unterstützt das Centro Sabiá die jungen Menschen dabei, ihre Agrarökosysteme so zu gestalten, dass sie Lebensmittel produzieren und verkaufen können – und damit ihre Ernährungssicherheit und ihr Einkommen zu verbessern. In seiner 30-jährigen Tätigkeit hat das Centro Sabiá bereits über 15 000 Familien beraten und mehr als 1000 Agroforst-Systeme eingeführt – eine Erfolgsgeschichte!
Auch Larissa Silva de Oliveira hat sich ihr Wissen über nachhaltige, agroökologische Landwirtschaft in den Agroforst-Kursen des Centro Sabiá erworben. «Das war der Wendepunkt, um eine visionäre Sichtweise zu bekommen», sagt die junge Brasilianerin. Sie habe dabei einiges gelernt. Über das Tierfutter oder das Düngen und vieles mehr. «Vorher wussten wir nicht viel über die Landwirtschaft.» Larissa Silva de Oliveira lebt mit ihrem Vater Antonio, ihrer Mutter Gilda und ihrem Bruder Danilo zusammen. Heute besitzen sie und ihre Familie Kühe, Ziegen und Hühner und bauen Mais, Bohnen, Maniok und Papayas an. Mit Kakteenblättern ernähren sie die Tiere. Für die Bewässerung sammeln sie Wasser in einer Zisterne. Auf Pestizide und das Verbrennen verzichten sie. Aus Kuhmist produzieren sie Dünger und Biogas und kochen damit. Alles wird auf dem nahen Markt verkauft oder selbst verwertet. «Ich kann ganz klar sagen, dass unsere Familie heute von der Landwirtschaft leben kann», stellt Larissa Silva de Oliveira zufrieden fest.
Agroforst-Systeme schützen Klima
Klimagerechtigkeit hat eine grosse Bedeutung für terre des hommes schweiz (siehe Kasten). Umso erfreulicher sind vor diesem Hintergrund nicht nur die Erfolge des Projekts, sondern auch die Resultate einer neuen Studie der Universität Pernambuco in Brasilien in Zusammenarbeit mit dem Centro Sabiá über Agroforst-Systeme und deren positive Wirkung auf das Klima. Die Studie zeigt, dass Agroforst-Systeme, die terre des hommes schweiz unterstützt, wirksam sind und die Auswirkungen des Klimawandels mindern können. Erstmals konnte in einer Studie nachgewiesen werden, dass Agroforst-Systeme der Atmosphäre bis zu 40 Prozent mehr CO2 entziehen und in Bäumen speichern können als der traditionelle Anbau.
Die Mischung von Acker- und Weideland mit Bäumen erhöht die Artenvielfalt und macht die Felder widerstandsfähiger gegen den Klimawandel. Bis zu 320 verschiedene Arten werden bei Agroforst-Systemen gezählt, während bei Monokulturen nur noch 40 vorkommen. Auch bleiben die Böden feuchter, brauchen weniger Wasser und regenerieren sich besser. Zudem ermöglichen diese ökologischen Systeme mit Kreislaufwirtschaft den Familien Autonomie und sichern ihnen eine gesunde Ernährung.
Jugendliche sind Multiplikator*innen
Larissa Silva de Oliveira werden diese positiven Studien-Resultate der Universität Pernambuco bestimmt ebenfalls freuen. Sie ist heute schon ein Vorbild für viele Jugendliche in ihrer Region und möchte diese Rolle künftig noch verstärkt wahrnehmen. «Mein Traum für die Zukunft ist es, junge Menschen zu beeinflussen, damit sie eine umfassende Vision für die Landwirtschaft haben», sagt sie, die sich selbst als «agrarökologische Multiplikatorin» bezeichnet.
Besonders am Projekt des Centro Sabiás ist, dass die Jugendlichen nicht nur die agrarökologische Produktion auf ihren Grundstücken umsetzen und ihre Nahrungsmittelvielfalt und ihr Einkommen erhöhen, sondern gleichzeitig auch als Multiplikator*innen dieses Wissens in Erscheinung treten. Das Projekt zielt nämlich nicht zuletzt auch darauf ab, dass auch andere Gemeinden und Organisationen von den in den vergangenen 30 Jahren gemachten Erfahrungen profitieren können – und damit noch möglichst vielen anderen Jugendlichen Perspektiven aufzuzeigen.
Unser Einsatz für die Klimagerechtigkeit
Klimagerechtigkeit hat eine grosse Bedeutung für terre des hommes schweiz, denn der Klimawandel ist real und seine Folgen treffen die Ärmsten am heftigsten. Viele der Jugendlichen, mit denen und für die terre des hommes schweiz arbeitet, sind schon längst davon betroffen. Lebensgrundlagen werden zerstört. Im Nordosten Brasiliens etwa ist die Dürre schlimmer denn je. In den sahrauischen Flüchtlingslagern in der Wüste Algeriens steigt die Temperatur im Sommer auf 50 Grad an. Und in Mosambik führen immer heftigere Zyklone regelmässig zu humanitären Katastrophen. Deshalb setzt sich terre des hommes schweiz für Klimagerechtigkeit ein und unterstützt Jugendliche in der Schweiz und in den Projektländern zusammen mit Partnerorganisationen in ihrem Engagement.
Möchten Sie auch einen Beitrag zur Klimagerechtigkeit leisten? Wir freuen uns, wenn Sie unsere Arbeit und damit auch nachhaltige Projekte unterstützen.