Flüchtlingslager
Isolation und fehlende Perspektiven
Seit über 40 Jahren harren die sahraouischen Flüchtlinge in Lagern in der Wüste aus. Besonders für die Jugendlichen – inzwischen die dritte Generation – ist die Situation schwierig. Die Isolation und fehlende Perspektiven machen ihnen zu schaffen. Die harten klimatischen Bedingungen bringen extreme Hitze und Überschwemmungen mit sich.
In den fünf Flüchtlingslagern im südwestlichen Algerien leben rund 174 000 Menschen. Die Sahraouis sind 1975 dorthin geflohen, um der marokkanischen Besatzungsmacht und der Bombardierung mit Napalm- und Phosphorbomben zu entkommen. Seither warten sie auf eine Lösung des Konfliktes und darauf, in ihr Land zurückkehren zu können. Es ist inzwischen die dritte Generation, die in den Lagern heranwächst.
Hoffnungslosigkeit der Jugend
Gerade für die jungen Menschen ist die psychische Situation sehr schwierig. Zwar haben junge Sahraouis ein sehr hohes Bildungsniveau, doch sind sie in den Lagern zum grossen Teil zum Nichtstun verdammt. Ausser Kleinhandel gibt es kaum wirtschaftliche Aktivitäten. Die Frustration der jungen Leute ist umso grösser, als viele von ihnen sogar zum Studieren ins Ausland gegangen sind. Ihre Hoffnungen, nach ihrer Rückkehr zur Entwicklung ihres Landes beitragen zu können, zerschlagen sich bald. Die zermürbende Wartesituation auf ein Referendum ist lähmend. terre des hommes schweiz unterstützt im grössten der Lager, in Smara, deshalb ein Projekt für Jugendliche. Das Jugendzentrum ist vor allem für junge Frauen ein wichtiger Treffpunkt, wo sie zusammenkommen und sich austauschen können. Es werden auch Kurse zu Gesundheitsthemen und Frauenrechten angeboten. Zweimal wöchentlich organisieren die jungen Frauen Spielenachmittag für rund 1200 Kinder.
Abhängigkeit von Hilfslieferungen
Während Marokko die natürlichen Ressourcen ausbeutet und Obst und Gemüse aus der Westsahara exportiert, sind die Menschen in den Flüchtlingslager vollständig von internationalen Hilfslieferungen abhängig. Diese wurden in den letzten Jahren zudem immer weniger, da humanitäre Hilfe an andere Brennpunkte verlagert wird. In den Lagern gibt es immer mehr unterernährte Kinder und es droht eine generelle Versorgungsknappheit.
Überschwemmungen und unerträgliche Hitze
Die Flüchtlingslager mit ihrer schlechten Infrastruktur und provisorischen Bauweise sind mit grossen Risiken für ihre Bewohner verbunden. Die Lager sind Wetterextremen schutzlos ausgeliefert. Dies wurde im Herbst 2015 einmal mehr sichtbar. Als im Oktober 2015 über mehrere Tage heftige Regenfälle in der Region niedergingen, führte dies zur schlimmsten Flutkatastrophe, die die Menschen in den Lagern je erlebt haben. Die Häuser und Zelte von 7000 bis 11‘000 Familien wurden ganz oder teilweise zerstört. Die Überschwemmungen zerstörten auch Infrastruktur wie Wasserversorgung, Spitäler, Schulen und Elektrizität. Das andere Extrem sind die heissen Sommermonate. Die Temperaturen können bis zu 50 Grad erreichen, was auch für die Sahraouis an der Grenze des Erträglichen ist.